Stundenlang verbringen Millionen von Menschen täglich in den unendlichen Weiten des Internets. Doch wann wird der virtuelle Spaß zur Sucht?
Die erste Tätigkeit nach dem morgendlichen Erwachen – PC hochfahren. Schnell ins Onlinegame einloggen, gefrühstückt wird vorm Bildschirm. Abtauchen in eine andere Welt, eine Welt voller virtueller Abenteuer und Fantasiegestalten. So geht es vielen Menschen, die das zocken von Onlinegames fast schon hauptberuflich ausführen. Für Manche ist es ein Entkommen vom Alltagsstress, für die Anderen eine Flucht vor der Realität. Seinen Anfang kann dies schon beim Spielen zum reinen Zeitvertreib aus Langeweile nehmen.
Das Zeitempfinden rutscht während des Spielens stark in den Hintergrund. So kommt es nach einem langen Tag am PC nicht selten vor, dass man erstaunt aus dem Fenster sieht, und feststellt, dass es scheinbar urplötzlich dunkel geworden ist. Immer mehr Menschen haben damit zu kämpfen, und man kann längst nicht mehr von einer kleinen Nebenerscheinung sprechen. Das reale soziale Umfeld rückt in den Hintergrund oder verschwindet vollkommen aus dem Leben Betroffener. Hat man im echten Leben vielleicht Kommunikationsschwierigkeiten, so kann im Onlinespiel das glatte Gegenteil der Fall sein.
Eine Rolle zu spielen, der man in der Realität gerne gleichen würde oder sich als jemand auszugeben, der man vielleicht nicht sein darf, begeistert Millionen Menschen weltweit.
Spiele wie World of Warcraft, Aion, Warhammer Online und Guild Wars haben es den vermeintlich Süchtigen angetan. Es ist praktisch unmöglich eines dieser Spiele durchzuspielen, da es kein festgelegtes Endziel gibt. Die Spiele wurden so entwickelt, dass sie ein nahezu unendliches Maß von Aufgaben an den Spieler bereitstellen. Sie ermöglichen Jedem eine personenbezogene Identifizierung mit dem jeweiligen Charakter im Spiel, so fernab des normalen Lebens wie man es sich vorstellt.
Wie bei einer klassischen Sucht treten auch Entzugserscheinungen bei Online-Spielesüchtigen auf. Völlige Abschottung von allem Realen ist die Normalität. Mittlerweile gibt es zunehmend mehr Ärzte und Wissenschaftler, die sich mit dem Phänomen beschäftigen. Es existieren bereits zahlreiche Kliniken mit speziellen Verhaltenstherapien für Online-Spielesüchtige. Es wurden Studien und Umfragen durchgeführt, mit mehr oder weniger erschreckendem Ergebnis. Vor allem junge männliche Personen verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit vorm PC – hochgerechnet auf ein Jahr wird wohlbemerkt mehr Zeit ins Spiel investiert, als in den gesamten Schulunterricht. 8 Stunden täglich sind für viele normale Spielzeiten. Der heimische Computer ist heutzutage sogar wichtiger als der Fernseher geworden. Daher ist es auch kein Wunder, dass die Computerspieleindustrie bereits die komplette Musikindustrie überholt hat, was die Einnahmen betrifft. Tendenz steigend.
Betroffene Menschen müssen vor allem selber den Willen und das Durchhaltevermögen besitzen, der Sucht zu entkommen. Eins sei jedoch abschließend zu sagen: Online-Spielesüchtige fliehen nicht in die virtuelle Welt weil sie so schön ist, sondern weil die reale Welt so schlecht ist.